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Sicherheitskonzept für erlebnispädagogische Höhlentouren mit Jugendlichen

Überblick - 1. Die Gruppe - 2. Die TourleiterIn/BetreuerIn - 3. Die Höhle - 4. Höhlenschutz - 5. Material/Ausrüstung - 6. Zeitplanung -
7. Information Dritter - Tourwächter - 8. Bei Notfällen - 9. Literatur + Anhang


1. Die Gruppe

psychologische und physische Belastung

Vorerfahrung

Können / 

Kondition

Tempo

Gruppengröße

Betreuungssetting

Einschränkungen

Verhalten

Vorbereitung

Auswirkung auf

weitere Planung

Die psychischen und physischen Belastungen einer Höhlentour sollten nicht unterschätzt werden. Dies gilt im besonderen für höhlenunerfahrene Personen. Die Umgebung einer Höhle ist ungewohnt, dunkel, eng und kalt (ca. 7 °C im Mittel). Hinzu kommt eine oft hohe Luftfeuchtigkeit, Trittunsicherheiten, unterdrückte Bedürfnisbefreidigung (Toilettengang, Hungergefühle), Abgeschiedenheit und oft hallende Geräusche.

Die psychische und physische Belastbarkeit der TeilnehmerInnen ist die Planungsrichtschnur für die Tour. Die Konzentration und Kondition der TeilnehmerInnen muss bis zurück auf den Parkplatz reichen. 1

„Oft wird die tatsächlich in der Höhle verbrachte Zeit geringer geschätzt. Das spricht einerseits für die Intensität der Eindrücke, verdeutlicht andererseits die Anspannung und Belastung, unter der die Gruppe steht.“ 2

Sobald Felsstufen in Höhlen begangen werden, sollten die TeilnehmerInnen eine ausreichende Vorerfahrung im Klettern aufweisen, da Felsen und Stufen in einer Höhle prinzipiell weniger Reibung als draußen haben. 3

Die Kondition und Erfahrung der einzelnen TeilnehmerInnen sollten auf die jeweilige Höhle und die Länge der Tour angepasst sein. Ein stark unterschiedliches Leistungsniveau führt gerade bei längeren Touren leicht zu Problemen. Dies muss der Betreuer gerade bei der Befahrung etwas anspruchsvollerer Höhlen berücksichtigen und die Gruppe entsprechend zusammenstellen. 4

Die TeilnehmerInnen sollten in dem oft feuchten und zerklüfteten Gelände ausreichend trittsicher sein. Das Tempo muss zudem jeder Person sorgsames Trittfassen ermöglichen.

Der Schwächste/Langsamste der Gruppe bestimmt daher das Tempo.5

Die Gruppengröße auf einer Höhlentour sollte max. 10-12 TeilnehmerInnen nicht überschreiten. Klar ist, dass eine kleinere Gruppe eine intensivere Arbeitsweise zulässt und letztendlich auch dem Naturschutz (siehe Kapitel 4.) zugute kommt. Die Höchstzahl von 12 Teilnehmern ist nur bei einfachen Jugendlichen zu empfehlen. Schwieriges Klientel, z.B. Verhaltensauffällige, sollten nur in kleineren Gruppen zu einer Exkursion mitgenommen werden.

Eine Tour muss immer von mindestens zwei BetreuerInnen begleitet werden - für den Fall eines Unfalls (eine BetreuerIn muss immer beim Verunglückten bleiben). Bei schwierigeren Touren und großen Gruppen sollten immer mehr als zwei BetreuerInnen dabei sein (max. 4-5 Teilnehmer auf einen Mitarbeiter). Wichtig ist, dass auch im Notfall noch zwei BetreuerInnen bei der Gruppe verbleiben können.

Jugendliche mit Angst vor Enge (Klaustrophobie) oder anderen psychische oder pysische Einschränkungen wie z.B. Erkrankungen (z.B. Asthma, Zuckerkrankheit) müssen den BetreuernInnen bekannt sein, um angemessen damit umgehen zu können. EpileptikerInnen sollten nie mitgenommen werden, da unter nervlicher Anspannung (wie bei einer Höhlentour) die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls höher ist, und dies in der Höhle schnell zu einer sehr komplizierten Situation führen kann.

Allen Gruppenmitgliedern sollte Bedeutung des gemeinschaftlichen Vorgehens in einer Höhle präsent sein (gegenseitige Hilfe - Rettung).

Dies sollte sich in der Rücksichtnahme gegenüber anderen, bei auftretenden Problemen äußern. Probleme sollten möglichst gemeinsam gelöst werden.

Es ist wichtig, während der gesamten Tour den Rückweg und die Zeitplanung (siehe Kapitel 5.) im Auge zu behalten, um genügend Kraft-, Licht- und Verpflegungsreserven aufzusparen. Die Anstrengung des Rückwegs wird aufgrund der vielen Eindrücke gerne unterschätzt.       Während der Tour sollte jeweils am Anfang und Ende der Gruppe eine BetreuerIn laufen. Unsichere Teilnehmer halten sich möglichst in der Nähe der Experten oder einer Vertrauensperson auf. 6 (Siehe auch Kapitel 2. Die TourleiterIn/BetreuerIn)

Zudem müssen die Teilnehmer im Vorfeld angemessen informiert und auf den Lebensraum Höhle vorbereitet werden, damit sie sich während der Tour angemessen verhalten.

Ein Vortreffen ist daher unabdingbar. Auch vor der Tour sollte noch ein sogenannter Safety-Talk stattfinden indem noch mal alle für die Tour relevanten Dinge klar angesprochen werden.

Die genannten Faktoren der zu leitenden Gruppe sollten die weitere Planungen der Höhlentour stark mitbestimmen. Wichtigste Maßnahme ist die optimale Zusammenstellung der Gruppe, hinsichtlich Anzahl der TeilnehmerInnen, Vorerfahrung und Belastbarkeit. 7

1 Vgl. Krause Lydia, Sprache der Berge, 1996, S. 351

2 L. Kraus 1996 , S. 350

3 Vgl. L . Kraus 1996, S. 348

4 Vgl. Nils Bräuning 1999, Auszüge aus: Ausbildung „Tourenplanung“, Malteser Höhlenrettung, https://hoehlenrettung.de/ausbildung/ausbildung.html , S. 2

5 Vgl. L. Kraus 1996, S. 348 + 353

6 Vgl. Arbeitsgruppe „Erlebnispädagogik“, Sicherheitsstandards i. d. Erlebnispädagogik. Bundesverband kath. Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen e.V. 2000, S. 40

7 Vgl. L. Kraus 1996 , S. 352

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